Salzburger Kirchenmusik aus dem 18. Jahrhundert in Bissen
Am Samstagnachmittag hatte die"Soirées Musicales de Bissen" zu einem Konzert mit dem "Le Madrigal de Luxembourg"-Chor und dem Neusser Kammermusikorchester unter der Leitung von Marc Dostert in die Pfarrkirche geladen. Interpretiert wurden Werke zwischen Hochbarock und Klassik, die eher selten zur Aufführung gelangen - zu Unrecht, wie dieses Konzert zweifelsohne bewies.
Als Herzstück wurde eine Messe von Michael Haydn ausgewählt. Hierbei handelte es sich um die Luxemburger Erstaufführung dieses Werkes. Michael Haydn standlange im Schatten seines brühmten älteren Bruders Joseph. So wurden viele seiner geistlichen Kompositionen zu Lebzeiten nicht verlegt, sondern nur in handschriftlichen Kopien verbreitet.
Die "Missa in honorem sanctae Ursulae" wurde 1973 anlässlich des Gottesdienstes uraufgeführt, bei dem die Tochter eines Freundes des Komponisten - Ursula Oswald - aus dem Kloster Frauenchiemseeihr ewiges Gelübde ablegte. Daher auch der Name "Chiemsee-Messe". Von fröhlich-triumphierenden Gesang bis hin zu seufzend gedämpften Violinen und mächtigen Paukenschlägen, die die Kreuzigung markieren, präsentierten Chor und Oerchester - die hier ihren zwanzigsten gemeinsamen Auftritt begingen - eine detailgetreue und zugleich mitreißende Vertonung von Haydns brillantem Spätwerk.
Feingliedriges Zusammenspiel
Die 1776 von Wolfgang Amadeus Mozart für den Gottesdienst im Salzburger Dom verfasste Epistelsonate KV 263, die lange Zeit als verschollen galt, bis sie in der Leningrader Staatsbibliothek auftachte, ist das einzige reine Instrumentalwerk des Konzertes. In dem von den 13 Musikern mit großer Spielfreude vorgetragenen Stück übernehmen die Trompeten mit ihrem Forte den schwungvollen, majestätischenPart, während die Violinen Hauptträger des melodischen Geschehens sind.
Virtuose Soli
Das von Wolfgang Amadeus' Vater Leopold Mozart um 1760 komponierte "Beata es virgo Maria" ist ein mehrstimmiger Offertoriumsgesang mit Instrumentalbegleitung. Der prachtvolle Einsatz von Pauken und Trompeten legt die Vermutung nahe, dass das Stück ebenfalls für feierliche Anlässe im Salzburger Dom komponiert wurde. Mit ihrer virtuosen Einzeldarbietung brachten allen voran Gaby Laneghegermann (Sopran), aber auch Carine Weicherding (Alt), Raymond Majerus (Tenor) und Jean-Paul Majerus (Bass) alle Register ihres Könnens voll zur Geltung.
Johann Ernst Eberlin galt als einer der bedeutendsten Komponisten am erzbischöflichen Hof in Salzburg. Bei seinen "Vier eucharistischen Motetten" handelt es sich um Responsorien, Antwortgesänge mit vierstimmigen Satz und fortlaufendem Bass, der dezent von der Positivorgel, dem Kontrabass und den beiden Violoncelli übernommen wurde. Wunderbar, mit welcher Präzision und Dynamik der vierzigköpfige Chor diese Aufgabe meisterte.
Mit Michael Haydns "Te Deum" aus dem Jahr 1765, das lange Zeit irrtümlicherweise seinem Bruder Joseph zugeschrieben und vielfach als Ouvertüre feierlicher Messen gespielt wurde, endete ein grandioses Konzert, das von einem dankbaren Publikum mit lang anhaltendem Beifall bedacht wurde.
Text:André Bigelbach - Foto: Jeannot Ley
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