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Von Johannes Schmidt



Erste Luxemburger Aufführung von Paul McCartneys Oratorium "Ecce Cor Meum"

Gut 100 Mitwirkende, darunter das Kammerorchester Les Musiciens, der Wiesbadener Knabenchor, die Sopranistin Eva Leonrady und Paul Breisch an der Orgel, führten bei den Bissener "Soirées Musicales" unter der Leitung von Marc Dostert zum ersten Mal Paul McCartneys Oratorium "Ecce Cor Meum" in Luxemburg auf.

Sicher war es die weit über das Künstlerisch-Musikalische hinaus reichende Prominenz des inzwischen geadelten Paul McCartney, die ihm um die letzte Jahrhundertwende den Auftrag einbrachte, für die Inbetriebnahme des neuen Konzertsaales des Magdalen Colleges in Oxford ein Oratorium zu komponieren. Die mit dem Auftrag verbundene Auflage, eingängig im Sinne von nachsingbar im Stile des Händelschen "Messias" zu schreiben, musste dem Melodiker der Beatles durchaus entgegen kommen. Und es fehlt im vierteiligen "Ecce Cor Meum" keineswegs an meist kurzen tonal eindeutig definierten Motiven, die auch in einem Popsong ihren Platz hätten haben können.

Dass das Werk im Ganzen aber die stilistische Vielfalt der durch Elgar, Britten, Tippet und andere entwickelten englischen Oratorientradition widerzuspiegeln schien, ohne epigonal oder eklektisch zu wirken, überraschte alle, die McCartney bisher nur als Popmusiker kannten. Und das waren in der trotz des Winterwetters bis in die letzten Reihen besetzten Bissener Pfarrkirche sicher die meisten Zuhörerinnen und Zuhörer.

Auch die Tatsache, dass McCartney das einstündige Vokalwerk unter anderem wegen des für Laiensänger hohen Schwierigkeitsgrades mehrfach umarbeitete und erst 2006 in endgültiger Fassung zur Aufführung brachte, war durchaus nachvollziehbar.

La Madrigale de Luxembourg war stark gefordert, zumal die Sängerinnen und Sänger ungewöhnlich viel Text in englischer Sprache zu bewältigen hatten, der entsprechend der Arbeitsweise McCartneys erst nach der Musik festgelegt wurde, wodurch es nur ausnahmsweise zu wortgezeugter Melodiebildung kommt wie im einstimmig vorgetragenen "Spiritus, spiritus, lead me to love" zu Beginn.

 

Virtuos und eindrucksvoll

Im Luxemburger Kammerorchester Les Musiciens hatte der Chor nicht nur Unterstützung, sondern auch einen durchaus eigenständigen und klangstarken Widerpart, der entscheidend dazu beitrug, dass die Botschaft des Werkes primär durch die Musik vermittelt wird. Da bleiben schöne Soli von Klarinette und Oboe im zweiten mit "Gratia" (Gnade) überschriebenen Teil im Gedächtnis.

Die zentrale Aufforderung des dritten Teils "Musica", "Erfüll’ uns mit Freude", steht zunächst in scheinbarem Widerspruch zur mollgetönten musikalischen Umsetzung, bis Soli der hohen Trompete und Melismen des Solosoprans das Klangbild aufhellen. Hier behauptet sich Eva Maria Leonardy auch in teilweise exponierter Höhe eindrucksvoll gegenüber Chor und Orchester, was umso bemerkenswerter ist, als sie kurzfristig für Véronique Nosbaum eingesprungen ist.

Im abschließenden "Ecce Cor Meum" sorgte eine Intervention der Orgel - virtuos: Titularorganist an der Kathedrale Paul Breisch - für dramatische Zuspitzung, die nach kontrapunktischen Verwicklungen die Schlussapotheose mit der nochmaligen Beschwörung der Liebe im Kernsatz des Oratoriums ermöglichte.

Marc Dostert führte die gut 100 Mitwirkenden, zu denen auch der Wiesbadener Knabenchor gehörte, in einer wahren "tour de force" glücklich durch alle Fährnisse. Und er tat gut daran, das Finale als Belohnung für den begeisterten Applaus zu wiederholen. So gelang es deutlich gelöster.

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